Neuer Termin:
10. Sept. | Donnerstag, 19:00 | kollektives Zentrum (koZe), Norderstr. 65
mit Sebastian Friedrich
Die öffentliche Meinung über Erwerbslose ist geprägt durch das Stereotyp des „faulen Arbeitslosen“. Demnach säßen Erwerbslose den ganzen Tag vor dem Fernseher, konsumierten dabei literweise Bier und kiloweise Chips, trügen selten mehr als Unterhose und Unterhemd und vernachlässigten ihre Kinder. Das alles könnten sie, so das Klischee, weil der Sozialstaat sie dazu einlade, es sich in der »sozialen Hängematte« gemütlich zu machen. Dieses Stereotyp vereinheitlicht Arbeitslose und stellt sie unter Generalverdacht, im moralischen Sinne zu Unrecht Solidarität in Form von Geld- und Sachleistungen zu erhalten. Um sich dem Verdacht zu entziehen, müssen sich Arbeitslose als besonders fleißig und erwerbsarbeitsorientiert präsentieren − und sich ihrerseits von den vermeintlich »unwürdigen Arbeitslosen« abgrenzen. Im Vortrag wird diskutiert, was konkret hinter dem Stereotyp des faulen Arbeitslosen steckt und welche Funktion Klassismus im Allgemeinen für die Aufrechterhaltung des Klassengesellschaft hat.
Sebastian Friedrich (Berlin/Hamburg), Autor und Redakteur von kritisch-lesen.de und analyse & kritik, promoviert zum medialen Diskurs über Arbeitslose und Arbeitslosigkeit in der Bundesrepublik zwischen 1949 und 2005.