Arbeiter_innentöchter und Prololesben


Intersektion Klasse und Geschlecht am Beispiel von Interventionen in den feministischen Mainstream der 1980er und 1990er Jahre.

26. Juni | Freitag, 19:00 | Centro Sociale, Sternstr. 2

mit Tanja Abou

In dem Vortrag werden verschiedene Formen der Selbstorganisation nicht-bürgerlicher Feminist_innen der 1980er und 1990er Jahre vorgestellt und aufgezeigt, wie Mehfachzugehörigkeit(en) sich verschränken und Ausschlüsse verstärken können.
Der Begriff Intersektionalität wurde zum ersten mal von der US-amerikanischen Juristin Kimberlé Crenshaw verwendet. Der Begriff beschreibt die Überschneidung verschiedener Diskriminierungen in einer Person. Diese Diskriminierungen können nicht einfach zusammen addiert werden, sondern führen zu spezifischen Diskriminierungserfahrungen. Crenshaw nutzt das Bild einer Kreuzung (intersection), um die spezifische Diskriminierung von Schwarzen Frauen sichtbar zu machen. Jede Straße steht für eine strukturelle Diskriminierung – bei Crenshaw Rassismus und Sexismus. Für eine Schwarze Frau erhöht sich das Risiko eines Unfalls, weil sie sowohl von Rassismus als auch von Sexismus betroffen sein können.

Im deutschsprachigen Raum war es Clara Zetkin, die auf den Zusammenhang von Klasse und Geschlecht aufmerksam machte und die bürgerliche Frauenbewegung dafür kritisierte, dass sie sich nur für ihre Interessen einsetze. Die Diskussion wurde von den Arbeiter_innentöchtern und den Prololesben weiter geführt. Sie kritisierten, dass die Bürgerliche in der damaligen FrauenLesben-Bewegung den Ton angaben. Die Arbeiter_innentöchter waren organisierte Feminist_innen, die an Universitäten studierten und auf ihre spezifische Situation aufmerksam machten und auch Kolloquien für Betroffene anboten. Eine Gruppe gab zum Beispiel den Reader “Kommen sie auch aus der Bildungsferne?” heraus. Die Prololesben waren Teil – oder eben nicht-Teil – der autonomen FrauenLesbenbewegung, an der sie kritisierten, dass nicht-Bürgerliche sich anpassen müssten, um nicht unangenehm aufzufallen oder überhaupt ernst genommen zu werden.

Als Interventionen werden im Vortrag die – wenigen – Momente verstanden, in denen sich nicht-Bürgerliche Gehör verschafften und/oder sich selbst organisierten.

Tanja Abou ist pädagogische Tresenkraft, absichtlich gescheiterte Studentin, Sozialarbeiterin, queere Poverty-Class Akademikerin, Social-Justice-Trainerin und Kinderbuchautorin. Sie lebt und arbeitet in Berlin, wenn sie Zeit und Lust hat, schreibt und zeichnet sie darüber.